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Journalismuspreise: Wie wichtig sind sie für Journalist:innen, Redaktionen und Förderer?

Preise und vor allem Preisverleihungen generieren Aufmerksamkeit. Wer, wenn nicht Journalist:innen und Redaktionen sollten das wissen, berichten sie doch oft genug über solche Events. Aber wie wichtig, hilfreich oder vielleicht doch eher fragwürdig sind Auszeichnungen für Journalismus? Dieser Frage sind Studierende des zweiten Semesters am Studiengang Technikjournalismus/Technik-PR der TH Nürnberg im Sommersemester 2023 nachgegangen und haben nachgehakt. 

Nürnberg, September 2023. Strahlende Gesichter bei den Preisträger:innen und den Stiftern der Journalismuspreise gab es jüngst wieder in Oberhausen. Der Förderverein des Fraunhofer Instituts UMSICHT hat am 31. August die diesjährigen Preise für Wissenschaft und auch für Wissenschaftsjournalismus verliehen. Die Fachjury für den Bereich Wissenschaftsjournalismus hatte die Arbeit von Jan Kerckhoff und Susanne Delonge als besten eingereichten Beitrag in diesem Jahr bewertet. Kerckhoff und Delonge arbeiten gemeinsam in den Themenschwerpunkten Wissenschaft, Ökologie und Wirtschaft für Radio und Fernsehen.

Ausgezeichneter Nachhaltigkeitsjournalismus

Ausgezeichnet wurde in Oberhausen der Beitrag von Jan Kerckhoff »Klimakiller Beton – auf der Suche nach neuen Rezepten«, der in Zusammenarbeit mit Susanne Delonge als TV-Dokumentation entstanden ist und in der Reihe des Bayerischen Rundfunks  »gut zu wissen« ausgestrahlt wurde. Das Thema Beton ist relevant, denn „Bauen und Wohnen sind Sorgenkinder beim Klimaschutz“ so eine Meldung aus dem Frühjahr dieses Jahres. Dabei geht es nicht nur um Dämmung und Umstellung von Heizungen, denn der im Wohnungsbau meistgenutzte Baustoff Beton entwickelt sich immer mehr zum Problem. Der im Beton enthaltene Zement ist schon heute für gut 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Und der weltweite Bau-Boom ist ungebrochen. Deshalb ist dieses Thema auch im Wissenschaftsjournalismus relevant finden die beiden Ausgezeichneten. Die Wissenschaft forscht mit Hochdruck an alternativen Baustoffen.

UMSICHT-Wissenschaftspreis 2023: Susanne Delonge und Jan Kerckhoff, ausgezeichnet in der Kategorie Journalismus.
UMSICHT-Wissenschaftspreis 2023: Susanne Delonge und Jan Kerckhoff, ausgezeichnet in der Kategorie Journalismus.

»Nachhaltige Zusatzstoffe für Beton geben Hoffnung. In Kombination mit neuen Bau-Ideen und Wohnkonzepten sind bis zu 100 Prozent weniger CO2-Emissionen im Wohnungsbau möglich«, erklärt Jan Kerckhoff. Doch in der Umsetzung klaffen noch Lücken. Susanne Delonge sieht das Problem in den geringen Preisen bei Beton. »Normaler Beton ist zu günstig. Eine Bepreisung der CO2-Emissionen von Beton könnte das Rad ins Rollen bringen.« Die Hoffnung besteht auch darin, dass guter Wissenschaftsjournalismus dazu beitragen kann, Lösungen und Neuentwicklungen bekannt zu machen. Und dazu sollen auch Journalismuspreise Ihren Beitrag leisten. 

Journalismuspreise gefeiert aber auch abgelehnt

Preise für guten Journalismus sind inzwischen zahlreich. Manche werden geschätzt, bei anderen Preisverleihungen wurde der Preis aber auch von Journalist:innen abgelehnt, weil sie PR-Interessen hinter der Verleihung vermuteten. So zum Beispiel Laura Meschede, die 2018 den Helmut-Schmidt-Journalistenpreis ablehnte – live auf der Preisverleihung. Im Interview mit dem Deutschlandfunk begründete sie diese Aktion. Der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis sei ein Preis, der von der ING-DiBa-Bank verliehen wird und damit letzten Endes eine PR-Veranstaltung sei. Meschede ist allerdings nicht generell gegen Journalismuspreise. Man müsse selbst entscheiden, ob die Werte und Ideen der Veranstalter mit den eigenen in Einklang zu bringen seien. Der Journalist, Verbandszeitschrift des DJV, sieht Preise wesentlich positiver. In der Mai-Ausgabe 2022 ist zu lesen, dass Journalismuspreise im Lebenslauf von Journalist:innen „wie ein Qualitätssiegel“ wirke. „Bei Redaktionen, die besonders viele Preise bekommen, kann man sicher sein, dass sie hochwertigen Journalismus machen.“ Christian-Mathias Wellbrock und Marvin Wolfram hatten 2019 in ihrer Studie »Effects of journalism awards as quality signals on demand« allerdings angemerkt, dass dieses Qualitätssignal zwar in der eigenen Peer-Gruppe aber nicht beim Publikum ankomme.  

Preise für Technikjournalismus 

Auch im Bereich Technikjournalismus werden Preise verliehen. Ein Beispiel ist der bereits eingangs erwähnte Preis für Wissenschaftsjournalismus vom Förderverein des Fraunhofer Instituts UMSICHT. Die Akademie der Technikwissenschaften Acatech verleiht den Preis für Technikjournalismus PUNKT. Oder das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie des Saarlandes verleiht in Zusammenarbeit mit dem Saarland Informatics Campus an der Universität des Saarlandes der Journalismuspreis Informatik. Der Deutsche Journalistenpreis DJP zeichnet Beiträge zu Wirtschafts- und Finanzthemen aus, hat aber seit Jahren Sparten wie „Innovation und Nachhaltigkeit“ oder „IT und Kommunikation“. 

Wie sieht das also speziell in den Sparten Technikjournalismus und Wissenschaftsjournalismus aus? Das haben Studierenden aus dem zweiten Fachsemester im Sommer 2023 Redakteur:innen, Preis-Stifter und Wissenschaftler:innen gefragt. Sophie Alscher, Lina Elser und Thomas Lehmann sind der Frage nachgegangen, ob mehr freiberufliche Journalist:innen sich um Journalistenpreise bewerben als festangestellte Redakteur:innen. Patrick Baum, Mara Bellini und Naima Ögrük haben nachgesehen, wie es um das Geschlechterverhältnis bei den ausgezeichneten Journalist:innen bestellt ist. Der allgemeinen Frage, ob Journalistenpreise als Qualitätssiegel dienen sind Christopher Döltsch und Franz Gläser nachgegangen. Interviews mit Preisträger:innen wie Christian Baars, Jenny von Sperber und Tim Schröder, Veranstaltern wie Prof. Dr.-Ing. Görge Deerberg und Kommunikationswissenschaftler:innen wie Prof. Dr. Lilienthal ergänzen die Berichte.  

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