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Neue Art des Denkens

Alina Fichter startete ihre Karriere als Reporterin. Heute entwickelt sie für die Deutsche Welle innovative, digitale Formate und Produkte. Um trotz wandelnder Interessen der Mediennutzer relevant zu bleiben, sieht sie einen Bedarf, gemeinsam näher auf die Zielgruppen zuzugehen und neue Möglichkeiten zu entwickeln, sie anzusprechen.

Ein Gastbeitrag von Patrick Fuchs

Ihre Laufbahn weist einen spannenden Verlauf auf. Von der Journalistin zur Vordenkerin für Journalist/innen. Wie kam es dazu?

Alina Fichter – Head of Digital Format Development & Lab. Bild: Patrick Fuchs.

Ich war die ersten Jahre meiner Berufslaufbahn ganz klassisch Reporterin und Redakteurin. Irgendwann war ich dann bei der Zeit Medienredakteurin und habe mich viel mit Medien und Zukunft der Medien beschäftigt. Dadurch ist mein Interesse gestiegen, selbst zu überlegen, was nötig ist, um als Medienhäuser relevant zu sein und zu bleiben – in einer Zeit, in der sich das Mediennutzungsverhalten radikal und immer weiter verändert.

Der Weg führte dann zur Formatentwicklung.

Ich habe angefangen, mich mit verschiedenen Möglichkeiten zu beschäftigen, die Medien bei der digitalen Transformation helfen können. Die nutzerzentrierte Formatentwicklung ist für mich bis heute eine sehr spannende Möglichkeit, weil man sich sehr intensiv mit den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer beschäftigt, sowie mit den Anforderungen der Plattformen. So können erfolgreiche Formate entstehen.

Neben der digitalen Formatentwicklung leiten Sie auch das Innovation Lab der Deutschen Welle. Was unterscheidet die beiden Bereiche?

Die digitale Formatentwicklung ist ein innovativer Bereich, in dem für die inzwischen etablierten digitalen Plattformen, wie YouTube, Instagramm, Facebook neue Formate entwickeln. Auch für Streamingdienste werden aktuell Ideen umgesetzt, das ist in Indien zum Beispiel ein sehr großer Markt. Das Lab kümmert sich hingegen um journalistisch-technologisch ganz neue Produkte und Formate, die dann auch nicht immer große Reichweiten erzielen müssen. Aktuell zum Beispiel überlegen wir, was im Bereich des Metaverse zu machen, uns erneut mit VR (Virtual Reality) und AR (Augmented Reality) zu beschäftigen, weil diese Technologien voraussichtlich in einigen Jahren für unsere Zielgruppen eine größere Rolle spielen werden als jetzt. Das ist für mich der Unterschied, das eine findet im jetzt statt und ist innovativ und das andere findet in der Zukunft statt und da kann man z. B. nicht erwarten, dass große Reichweiten entstehen. Mit einer Virtual Reality Anwendung erreicht man noch nicht viele Leute, weil nicht viele Menschen eine Virtual Reality Brille haben.

Ist es für jedes Medienunternehmen ratsam ein Innovation Lab zu gründen, um keine langfristigen Entwicklungen zu verschlafen oder sollten nicht eher Kooperationen angestrebt werden?

Beides, also ich glaube es macht keinen Sinn zu sagen, jeder erfindet das Rad neu in diesem Bereich. Deshalb versuchen wir auch beides zu machen. Wir vernetzen uns sehr eng mit Menschen innerhalb der ARD, die ähnliche Ziele haben. Ein gutes Beispiel dafür ist die Trendanalyse. Wenn jede Einheit

der ARD allein schauen würde, was auf der Welt technologisch interessant für den Journalismus ist wäre das nicht unbedingt sinnvoll. Da kooperieren wir sehr eng. Wenn es um die Zielgruppen geht, da sind wir dann alle etwas anders, also da geht es dann wieder auseinander. Es gibt also Bereiche da müssen wir kooperieren und es gibt Bereiche da müssen wir auch eigene Wege gehen es ist dann eher die individuelle Lösung, man muss schauen, wo was gefragt ist.

Können Sie uns eine erfolgreiches Projekt ihres Innovation Labs schildern?

Eine Sache, an der wir gerade noch arbeiten ist ein Live-Stream auf Twitch aufzubauen. Der ist noch nicht veröffentlicht, also wir sind noch in der Prototypenphase. Für mich ist das ein Erfolg, weil das Team es geschafft hat mit neuen Arten des Denkens auf einer neuen Plattform zu experimentieren und damit weitere neue, wertvolle Erkenntnisse zu sammeln. Also was bringt Leute eigentlich Live in ein journalistisches Angebot? Das ist eine noch weitgehend ungelöste Frage. Da haben die Kolleginnen und Kollegen einen super Job gemacht, spannende Erkenntnisse herauszuarbeiten, die selbst für unsere News-Abteilung interessant sind und die wir stärker in unseren Livestream investieren können.

Wo sehen Sie Herausforderungen für die Arbeit im Innovation Lab?

Eine Herausforderung ist die Erwartungshaltung der Anwender/-innen. Auf der einen Seite möchte man etwas haben in dem Bereich, dass man sich ausprobiert und auf der anderen Seite möchte man dann sofort das alles wahnsinnig erfolgreich ist und eine enorme Reichweite erzielt. Wenn man sich entscheidet etwas auszuprobieren wie die Virtual Reality Anwendung im Bereich des Metaverse, dann darf man nicht davon ausgehen große Reichweiten zu erzielen, das darf dabei einfach nicht das Ziel sein.

Ist es gelegentlich auch eine Frage des Budgets?

Es gibt häufig Sachen die Kosten Geld. Also wenn wir zum Beispiel bei Virtual Reality bleiben, dann können wir ja nur etwas entwickeln, wenn wir auch die Virtual Reality Brillen haben, wir beanspruchen und bezahlen Ressourcen der Technik und des Programms und so weiter.

Ist es wichtig im Innovationsprozess die täglichen Arbeitsroutinen zu hinterfragen?

Ich glaube es ist beides wichtig. Die Workflows sind ja in der Regel auch aus bestimmten Gründen und Erfahrungen etabliert. Auf der anderen Seite ist es manchmal gut unter dem Radar Sachen ausprobieren zu können, natürlich ohne dabei Kollegen zu verärgern.

Wie können Innovation Labs sich noch steigern? Was würden Sie sich wünschen?

Wir müssen uns nicht alle die gleichen Gedanken machen, sondern es hilft total vernetzt zu sein und immer wieder zu hören wie finden andere Kolleginnen und Kollegen Lösungen. Das sind ja auch oft ganz coole Ideen und da kann man zusammenarbeiten. Deswegen würde stärker in Kooperationen zu arbeiten, mit interessanten Partnern, die sich auch auskennen in dem Bereich total helfen.

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