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Förderung von Start-Ups im digitalen Journalismus

Pia Lexa, Media Lab Bayern
Bild: Anja Christ

Pia Lexa ist seit 2016 beim Media Lab Bayern und unterstützt Start-Ups im digitalen Journalismus. Bei ihrer Arbeit ist sie zuständig für die Konzeption und Durchführung der Förderprogramme von Start- Ups, Medientalenten oder Innovationsprogrammen für Medienunternehmen.

Ein Gastbeitrag von Anja Christ

Die Bayrische Landeszentrale für neue Medien beschreibt Sie als Ideeninkubator und Early Stage Accelerator. Was dürfen wir konkret darunter verstehen?

Da handelt es sich nicht um mich, sondern das Media Lab, also die Organisation, für die ich arbeite. Ideeninkubator, das heißt jeder, der eine Idee im digitalen Journalismus hat, kann zu uns kommen und wir supporten diejenigen anschließend. Die Ideen werden dann bei uns entwickelt und gebaut, wenn sich die Ideen dazu eignen, dass man sie ausgründet. Das sind zunächst mal Experimente, wir sind ein Labor sozusagen. Und wenn eine Idee sich eignet, helfen wir, diese bis zur Marktreife weiter zu begleiten. Dadurch sind wir ein Inkubator – der Begriff ist aus der Start-up Förderung – und es geht darum, dass wir in einem ganz frühen Stadium bereits zu Beginn einer Idee supporten können. Wenn man schon etwas weiter ist, also beispielsweise schon einen Prototyp hat, kann man diesen bei uns dann im Media Start-up Fellowship richtig gründen und an den Markt bringen.

Wenn ich nun so ein Ideengeber wäre und zu Ihnen kommen würde, wie würde dann Ihre Arbeit mit mir aussehen?

Je nachdem, in welchem Stadium die Idee ist, bieten wir verschiedene Programme an. Die Ideengeber oder, wie ich sie nenne, Innovatoren können in unterschiedlichen Formen Unterstützung bekommen. Wir haben einen Coworking-Space, was eher ein Angebot aus der Vor-Pandemiezeit ist. Mittlerweile sind alle unsere Programme remote. Gerade wenn Sie jetzt kommen und sagen, sie wollen erstmal ausprobieren und sehen, wie weit das geht oder trägt, kann man sich entweder bei uns für das R & D Fellowship bewerben oder man kann in Ansbach an der Summerschool teilnehmen.

Mit welchen Ideen kommen die Inkubatoren an Sie heran?

Wir kümmern uns vorwiegend um News-Journalismus und zum Teil auch anderen Formen wie dem Lifestyle Journalismus. Wir haben zum einen Ideen, die eher im Bereich Mediatec verortet sind, das heißt Software für Journalist*Innen, die beim Publizieren, Recherchieren oder Erstellen von News helfen soll. Die Mediatec Start-ups machen dann Software und bedienen sich zum Beispiel von KI-Algorithmen und helfen dabei, Daten vorzusortieren, da dann von Datenjournalisten zum Beispiel genutzt werden können oder sie bauen eigene Plattformen, wo für spezielle Szenarien publiziert werden kann. Wir haben zum Beispiel gerade ein Team, das eine Plattform für Gemeindeblätter- und Nachrichten baut, also einerseits zum Publizieren und andererseits zum Ausstellen, also quasi wie ein Social Network für Kirchengänger*Innen. Außerdem haben wir Teams, die Software für Menschen, die mit Social Media arbeiten oder für Mediennutzer*Innen bauen.

Auf der anderen Seite stehen Content Start-ups oder auch Content-Ideen. Dabei handelt es sich um Formate oder Communitys, die es noch nicht gibt und die ins Leben geholt werden müssen. Dort sind zum Beispiel Teams wie Kopftuchmädchen als Community für islamische Frauen, dass diese innerhalb ihrer Gruppe empowered werden können.

Inwieweit sind Media- oder Innovation Labs für jedes Unternehmen geeignet oder sollten Kooperationen angestrebt werden?

Das Media Lab Bayern befindet sich in einer besonderen Situation, da wir staatlich gefördert werden, das heißt, wir sind eher ein Marktkorrektiv. Gründer*Innen und Ideengeber*Innen in der Medienbranche haben es grundsätzlich nicht so leicht, also kriegen nicht so schnell ein Investment, wie beispielsweise in der Simtec. Und die Medienbranche insgesamt ist auch nicht so aufgestellt, dass sie Innovationen einfach so aus sich heraus machen kann. Ich glaube, es gibt viele Innovations-Labs bei den größeren Medien, die können sich das leisten, so ein In-House-Lab zu betreiben.

Ich würde mich nicht konkret darauf festlegen, ob man unbedingt ein Media-Lab braucht oder nicht, weil es auf das Unternehmen ankommt. Wenn man sich das leisten kann, ist das sicher super, es muss aber zu dem ganzen restlichen Unternehmen passen. Es hilft nichts, wenn man einen Raum ausräumt, Beam back chairs und Tischersplatte reinstellt und sagt, das ist unser Innovation-Lab und da passiert jetzt die Innovation‘, das nützt gar nichts, wenn das nicht im restlichen Haus ankommen kann. Ich glaube, das muss man von Haus zu Haus unterscheiden und von Situation zu Situation. Wir haben wie erwähnt eine ganz andere Mission, wir sind eher eine Organisation, denn eine Firma in dem Sinne.

Also ist es eher eine individuelle Lösung, je nachdem, ob es zum Unternehmen passt oder finanzierbar ist?

Ich glaube, es ist nicht nur eine Ressourcenfrage, es ist auch eine Frage von der Unternehmenskultur und wie Innovation an sich im Unternehmen verankert und aufgestellt ist.

Sie waren von Anfang an bei der Gestaltung des Media-Lab Netzwerks dabei. Welche Hürden hatten Sie bei der Errichtung und wie lange hat der Aufbau gedauert?

On going, würde ich sagen, weil wir sind im Innovationsbereich. Wie rund und professionell kann man sich da aufstellen? Wir sind relativ schnell gewachsen, es ging auch alles superschnell, weil wir immer sehr viel gemacht haben. Wir haben immer sehr viele Programme gehabt, dadurch sind wir sehr schnell mit vielen richtig coolen Leuten in der Medienbranche in Berührung gekommen und haben immer darauf geachtet, dass wir viel kommunizieren, viel über uns erzählen und auch Reichweitenstark in Social Media zum Beispiel kommunizieren. Das spielt bei uns eine ganz große Rolle.

Wie sieht so ein Förderprogramm oder der Prozess des Förderprogramms aus?

Bei uns sind wir sehr daran orientiert, in welchem Stadium sich die Idee befindet. Nehmen wir das Media Start-Up Fellowship. Das richtet sich an Gründer*Innen, die schon wissen, das kann man in den Markt bringen‘. Das startet erstmal mit drei Monaten, in denen man sich um dieses Produkt kümmern kann und in denen man eigentlich die wichtigsten Sachen macht. Man findet nämlich heraus: Wer sind meine Nutzer*Innen und was haben diese für ein Problem oder Bedürfnis. Dann kreiert man genau für dieses Problem eine Lösung. Es werden Nutzer*Innen Interviews geführt sowie Experimente mit ihnen durchgeführt, um festzustellen, wie das Produkt am Ende aussehen muss. Wir sprechen dabei von Problem Solution Fit.

Danach folgen wieder drei Monate, in denen wir uns um den sogenannten Product Market Fit. In diesem Zeitraum gehen die Gründer*Innen raus und untersuchen die Marktsituation, um festzustellen, wo diese später einsteigen oder sich platzieren können oder wie sie ihre späteren Nutzer*Innen erreichen können mit ihrer Lösung. Da machen wir Sachen wie Sales, Marketing und Growth Hacking, schauen uns aber auch Themen an, wie die Finanzierung, also welches Geschäftsmodell infrage kommt oder wie das Unternehmen Geld verdienen und sich selbst tragen kann. In der dritten Phase geht es vor allen Dingen um die Frage der langfristigen Finanzierung. Es wird errechnet, wie viel Personal oder welches Material benötigt wird, also welchen Investaufwand man hat, um dort möglichst schnell hinzukommen.

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