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Manuel Christa: „Das Smartphone ist die Informationszentrale“

Mit dem ersten Smartphone revolutionierte Apple im Jahr 2007 den Mobiltelefon-Markt. Im letzten Jahr ist ein Produkt aufgetaucht, dass den Markt ein weiteres Mal tiefgreifend verändern könnte: das faltbare Smartphone. Im Interview gibt der Technikjournalist Manuel Christa seine Einschätzung zu dieser neuen Form von Endgeräten und darüber, ob sie Auswirkungen für den Journalismus haben wird.

Ein Gastbeitrag von Robert Conrad

Manuel Christa kennt sich mit dem Thema Smartphone aus.
Manuel Christa ist studierter Technikjournalist und als festangestellter IT-Journalist bei der Fachzeitschrift PC Games Hardware beschäftigt. (Foto: Christa)

Wie würden Sie die Auswirkungen des erste iPhones beschreiben?

Manuel Christa: Das Handy entwickelte sich mit der Einführung vom einfachen mobilen Telefon hin zum kleinen Computer. Es war nicht mehr nur möglich zu telefonieren, SMS zu schreiben und eben allgemein zu kommunizieren, sondern plötzlich war es auch möglich halbwegs annehmbar im Internet zu surfen. Klar war das auch mit den älteren Handys, den schwarz-weiß Handys, möglich. Praktikabel war es aber nicht. Weder von den Webseitenanzeigen, noch von der Auflösung oder gar den Inhalten.


Artikel zum Thema: Faltbare Smartphones: Muss der Journalismus sich an neue Endgeräte anpassen?


Apples iPhone war da die Revolution auf dem Markt. Und das war damals auch wirklich eine Revolution, weil die Tastenhandys einfach nicht mehr dem Mainstream entsprachen und einfach abgelöst wurden. Das mobile Internet musste dafür zwar erst noch ausgebaut werden, und das hat auch noch eine Weile gebraucht, dennoch konnten die Nutzer des iPhones mobil im Internet surfen. Das war der große Game-Changer. Von den ganzen Apps und Anwendungen die das iPhone mitbrachte ganz zu schweigen.

Auf den alten Handys konnte zwar auch ein Browser-Fenster geöffnet werden, aber ein Genuss war das nicht. Erst jetzt konnten die Menschen anfangen, unterwegs Internetinhalte zu konsumieren — das wirkte sich natürlich auch auf den Journalismus aus. Heute schauen, zum Beispiel im Zug, viele Leute Youtube-Videos, Filme, Serien oder konsumieren anderweitig Inhalte mit ihrem Smartphone.

Büro in der Hosentasche

Was denken Sie, wofür die Menschen ihr Smartphone am meisten nutzen?

Christa: Unterschiedlich. Ich würde sagen, das Smartphone ist die Informationszentrale. Der Dreh- und Angelpunkt des Lebens – so schlimm das klingt. Es ist das ganze Büro in einem. Menschen organisieren heute ihr ganzes Leben über ihr Handy, vom Onlinebanking über Informationsbeschaffung, bis hin zur Unterhaltung.

In der ersten Antwort haben Sie das Wort „Revolution“ benutzt. In den vergangenen zwölf Monaten ist eine neue Art von Smartphone aufgetaucht, die sich doch nochmal etwas von den Handys unterscheidet, die wir in den letzten zehn Jahren kennengelernt haben. Wie schätzen Sie die neuen, faltbaren Smartphones ein?

Christa: Es ist schön, dass eine neue Technik kommt, dass sich Smartphones weiterentwickeln und es versucht wird, Alternativen zu bieten. Denn großartig haben sich die Handys in den letzten Jahren nicht mehr geändert. Während das erste iPhone aber eine wirkliche Revolution war, werden die faltbaren Smartphones bestenfalls eine Nische. Die Geräte sind eine Lösung, für ein Problem, das noch niemand hat. Die Frage, die sich stellt: Welchen Mehrwert bietet das neue Gerät wirklich? Einen größeren Screen, klar. Der ist aber sehr rechteckig, was nicht besonders praktisch ist.

Hinzu kommt: Tablet-Größe erreichen die aufgefalteten Smartphones nicht. Zwar können via Bluetooth Tastaturen verbunden werden und so kleine Texte bis ganze Artikel getippt werden, aber das geht mit den herkömmlichen Handys auch. Für alles was mehr Arbeitsaufwand bedarf – also zum Beispiel einen Text online stellen, Bilder bearbeiten oder Videos schneiden – würde ich dann aber wieder auf den Laptop zurückgreifen. Insofern ist das für mich eher Spielerei.

Gerät mit Sollbruchstelle

Was sind Vor- und Nachteile dieser neuen Smartphone Generation?

Christa: Nachteile sehe ich vor allem bei den technischen Aspekten. Das Gerät hat im Endeffekt eine Sollbruchstelle. Einige Hersteller haben sich da in der Konstruktion wohl etwas verschätzt. Die ersten Generationen der faltbaren Smartphones sind nun zwar schon seit einem guten Jahr auf dem Markt, aber eben noch nicht wirklich angekommen. Die Handys sind natürlich sehr teuer, aber dem hohen Preis allein möchte ich das nicht zuschreiben. Das erste iPhone hatte für damalige Verhältnisse auch
einen hohen Preis und damit eigentlich kein Problem.

Ein Vorteil für den ein oder anderen könnte natürlich der größere Screen sein. Vielleicht ist das Handy so ein besserer E-Book Reader. Ich kann mir aber eher vorstellen, dass die Displaytechnik der flexiblen Displays eher in anderen Bereichen Vorteile hat. LG hat zum Beispiel einen einrollbaren
Fernseher. Zum faltbaren Handy lässt sich auf jeden Fall sagen, dass es wohl eine Nische für Kunden abdeckt, die einen noch größeren Handy-Screen bequem in ihrer Hosentasche herumtragen wollen.

Großes Ding oder nette Alternative?

Grobe Einschätzung: Werden sich die Geräte auf dem Markt etablieren?

Christa: Die, die jetzt da sind, mit Sicherheit nicht. Das sind eher so Leuchtturmprojekte. Die großen Hersteller müssen immer etwas Neues liefern. Das finde ich an sich auch gut, da die Technik so nicht in einem Einheitspreis verweilt. Von daher finde ich es gut, dass es diese technischen Neuerungen gibt, aber dass die sich durchsetzen, glaub ich kaum. Es ist mehr eine nette Alternative, als das nächste große, dicke Ding der Smartphones.

Gibt es Potenzial für neue Kommunikationsformate?

Christa: Ich wüsste nicht wo. Schon das iPhone hat nur bestehende Kommunikationsformate aufgenommen und diese mobil gemacht. Text, Audio, Video und Podcasts sind im Moment ja ziemlich beliebt. Apple hat hier natürlich mit dem iPod Pionierarbeit geleistet und den Weg geebnet.
Aber wer braucht heute noch einen iPod? Der wurde auch einfach vom Handy geschluckt. Ich wüsste nicht, wie sich einfach nur ein größerer Screen auf neue Kommunikationsformate auswirken kann. Natürlich kann man bequemer größere Texte lesen, aber das geht mit dem normalen Smartphone auch. Und wer doch mehr Bildschirm möchte, der nutzt ein Tablet oder ein Notebook. Ich sehe hier keine Nische zwischen dem herkömmlichen Smartphone und dem Tablet beziehungsweise dem
Laptop. Im Gegenteil: Ich denke sogar, dass die Tablets abnehmen werden. Denn zwischen einem Smartphone und einem Laptop brauchen wahrscheinlich nur wenig Leute wirklich ein Gerät.

Formatänderungen rein technisch

Müssen sich Journalisten in Zukunft Gedanken um neue, zugeschnittene Formate machen?

Christa: Überhaupt nicht. Das ist eine rein technische Sache, bei der es nur darum geht, dass die Texte und Videos in dem Format gut angezeigt werden. Ob ich einen Text mobil oder am Bildschirm lese: Es ist derselbe Text. Es braucht also nur die richtige technische Basis, die dafür sorgt, dass alles richtig skaliert. Natürlich müssen Online-Texte formatbedingt anders geschrieben werden als Print-Texte. Aber das sind nur kleine kosmetische Feinheiten, an denen nicht mal das iPhone etwas geändert hat. Für den Journalisten ändert sich meiner Meinung nach deswegen vorerst nichts.

Wird die neue Endgerät-Technik die Arbeit von Journalisten nachhaltig prägen?

Christa: Nein, ich wüsste nicht wie.

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