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Jugendwort des Jahres: Echt cringe, Brudi

Das Jugendwort des Jahres 2021 ist „Cringe“. Seit 2008 wird es jährlich von einer Jury unter der Leitung des Langenscheidt-Verlags ausgewählt. Seit 2020 kann jedoch jeder mitabstimmen. Eine Wahl zum Jugendwort, bei der theoretisch auch die 44-jährige Maria mitwählen kann? Ist das überhaupt sinnvoll?

„Cringe“ ist die Bezeichnung für etwas Peinliches, eine Situation oder Handlung einer Person, für die man sich fremdschämt. Wenn man etwas als „cringe“ empfindet, dann ist das erstmal ein unangenehmes Gefühl. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie “zurückschrecken” oder “erschaudern”. Häufig trifft man auf den Begriff in Kommentarsektionen diverser Social-Media Plattformen wie Instagram oder TikTok. Beispiel: ein älterer Herr versucht hartnäckig, jung und „hip“ zu sein, obwohl es überhaupt nicht zu seinem Auftreten passt? – “Cringe”. Auch könnte man Thomas Müllers verzweifelte Versuche, Witze auf Pressekonferenzen zu erzählen, bei welchen niemand lacht, als durchaus „cringeworthy“ empfinden. Dabei ist „Cringe“ nicht nur ein knapper Kommentar, sondern repräsentiert inzwischen ein gesamtes Genre an Videos im Internet oder wird auch als Stilmittel in diversen Filmen verwendet.

Ein Erklärungsversuch der Tagesschau ist hier zu finden:


Den 2. Platz dieses Jahr holte sich das Wort „sus“, welches vom englischen Wort “suspicious”, bzw. vom deutschen Wort “Suspekt” stammt. Die breitflächige Nutzung ist dem Online-Mehrspieler-Deduktionsspiel „Among Us“ zu verdanken, welches seit seiner Veröffentlichung 2018, besonders seit Juli 2020 eine große Beliebtheit genießt. „Sus“ sind benannte Sachverhalte oder Situationen, die verdächtig erscheinen. Platz 3 sicherte sich „sheesh“, ein Ausdruck des Erstaunens oder der Überraschung.

Kritik an der Wahl


Die Wahl zum Jugendwort des Jahres musste sich in vergangener Zeit mit viel Kritik auseinandersetzen. Nachdem der Langenscheidt-Verlag sich 2019 gegen eine Wahl im besagten Jahr entschieden hatte, war die Aktion 2020 wieder zurück. Diesmal sollte der jungen Community mehr Mitspracherecht gegeben werden. Auf der Webseite des Verlags konnten Vorschläge für die Wahl eingereicht werden, für welche später abgestimmt wurde.

Ein weiter Kritikpunkt ist, dass Zweifel aufgekommen sind, ob Jugendliche tatsächlich den Jugendwörtern entsprechend kommunizieren. Zumal seit 2020 Personengruppen an der Wahl teilnehmen können, die nicht der jugendlichen Altersgruppe entsprechen. Wenn man sich nun aber im Besonderen die Top 3 der letzten zwei Jahre ansieht, kommen doch noch größere Zweifel auf, ob „ältere“ Menschen wirklich Begriffe wie „lost“ (Vorjahresgewinner), „cringe“ oder „sheesh“ verwenden oder gar verstehen. Die Antwort lautet mit hoher Wahrscheinlichkeit: Nein. Warum sollten sich denn auch nicht-Jugendliche um das Jugendwort des Jahres scheren? Lassen wir doch den jungen Menschen ihre Sprache, denn die wissen schon, was damit anzufangen ist.

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