Toggle Navigation

Datenschutz im Alltag – wie sich jeder schützen kann

Das Internet bietet unendlich viele Möglichkeiten und kostenlose Angebote. Aber: Im Leben ist bekanntlich nichts umsonst. Oliver Stigler und Oliver Fouqet sind beide TÜV geprüfte Datenschutzbeauftragte und gleichzeitig als Anwälte aktiv. Sie klären über die Möglichkeiten, Gefahren und Rechte im Internet auf. Außerdem geben sie Tipps an die Hand, wie man sich und seine Privatsphäre bestmöglich schützen kann.

Data Protection
Quelle Pixabay

Messenger – Der Zugriff von Whatsapp auf persönliche Daten trotz Verschlüsselungen

Whatsapp ist der meist genutze Messenger um zu kommunizieren. Ich glaube jeder weiß mittlerweile mehr oder weniger, dass der Anbieter jedoch nicht für seine Sicherheit gefeiert wird. Alle Daten der Nutzer werden auf Servern in den USA gesammelt. Dürfen gewisse Personen auf diese ohne Einschränkungen zugreifen, oder wird hier Datensicherheit und Privatsphäre geboten?

Fouquet: Bei amerikanischen Unternehmen hat man immer das Problem, dass diese Behörden insbesondere den Geheimdiensten Zugriff auf Daten gewähren müssen.  Dies ist unabhängig davon wo die Daten gespeichert sind. Microsoft merkt oft an, dass sie ihre Server größtenteils in Europa betreiben. Das spielt jedoch keine Rolle. Deshalb ist bei solchen Diensten immer Vorsicht geboten, da mindesten die NSA darauf zugreifen kann. Auf die Daten selbst greift zumindest nach offiziellen Verlautbarung WhatsApp selber nicht zu. Wobei man dazu sagen muss, dass WhatsApp zwar eine “End to End” Verschlüsselung anbietet, aber bei Inanspruchnahme der Backup Lösung, die WhatsApp anbietet, Chatverläufe in der Cloud gespeichert werden und diese dann unverschlüsselt sind. Da gibt es Zugriffsmöglichkeiten. Man sollte den Mandaten immer raten diese Backup-Option nach Möglichkeit auszuschalten.

Stigler: Das ist generell bei diesen Messenger Diensten immer die Frage, um welche Daten geht es denn eigentlich? Primär denkt man an die Inhalte. Das ist der eine Teil, der angeblich “End to End” verschlüsselt ist, auf die der Anbieter keinen Zugriff hat. Außer, wie schon besprochen, eventuell wenn diese in der Cloud liegen. Das andere Thema sind die Metadaten. WhatsApp sieht automatisch, wann ich mit wem wie oft kommuniziere.

Das heißt, WhatsApp hat da schnell ein Profil einer Person. Beispielsweise ob ich abends immer mit den gleichen Leuten immer um die gleiche Zeit kommuniziere, kommuniziere ich mit bestimmten Altersgruppen mehr oder weniger. Diese Daten können selbstverständlich auch ausgewertet werden.

Oliver Stigler

Diese Daten sagen sehr viel über mich aus und sind für Unternehmen für Marketingzwecke sehr wertvoll. Die Frage ist, bin ich mir bewusst, dass auch diese Daten verarbeitet werden. Hierbei geht es nicht um meinen Namen, meine Nummer und auch nicht die Inhalte der Gespräche, sondern um abstrakte Lebensprofile.

Facebook kauft Whatsapp – damit auch die Daten der Nutzer?

Facebook erwarb den Messenger-Dienst 2014 für und 22 Milliarden Dollar. Arbeiten diese Anbieter insofern zusammen, dass sie auf gegenseitige Daten zugreifen?

Fouquet: Die Metadaten von WhatsApp werden offiziell an Facebook weitergegeben. Bei Facebook soll ich auch meine Handynummer hinterlegen, als Sicherheitsaspekt, der Anbieter Facebook hat so jedoch alle Telefondaten. Ein praktisches Beispiel: Die Anbieter sehen, dass zwei Personen auf Whatsapp telefoniert haben und gehen dadurch davon aus, dass diese Freunde sein könnten. Aus dem Profil kann man lesen, wie alt beide sind, was haben sie für Interessen, welche Like Buttons klicken sie und so können Profile der Personen erstellt werden. So können umfangreiche Erkenntnisse über Personen gewonnen werden, die unter anderem zu Werbezwecken verwendet werden können.

Stigler: Auch wann man Bilder auf Facebook zeigt, kann man das Profil ergänzen, vielleicht kann man durch die Erscheinung erahnen, woher die Person kommt oder Informationen über den Freundeskreis oder die Kaufkraft sammeln. Wenn ich meine Urlaubsfotos poste oder wo genau ich essen gehe, sind das alles Informationen, die sehr aussagekräftig sind. Diese werden ausgewertet und Profile erstellt.

Auskünfte über Daten bei Unternehmen anfragen

Fouquet:

Nichts ist umsonst und im Zweifel bezahlt der Nutzer mit seinen Daten.

Oliver Fouqet

Es gibt eine Journalistin, die speziell in diesem Bereich tätig ist. Sie hat versucht auf Amazon Auskunft über ihre Daten zu bekommen. Man kann sich an Facebook, Amazon und Co. wenden und eine Auskunft über seine Daten verlangen. Es hat sich eine 6-monatige “Brieffreundschaft” mit Amazon entwickelt, zu guter Letzt hat sie zig ganzseitig klein bedruckte Seiten geschickt bekommen. Daraus ergab sich haarklein, welches Produkt hat sie sich angesehen, wie lange sie das Produkt angesehen hat, welche weiteren Produkte sie danach angesehen hat etc.. So erstellt Amazon seine Kundenprofile. Man muss sich im Klaren sein, dass diese Unternehmen, jeden kleinsten Schritt dokumentieren und daraus versucht wird, vergleichbare Produkte vorzuschlagen und Kaufinteresse zu wecken. Wenn man es ein paar Tage später nicht schon gekauft hat, wird das Produkt per Mail nochmals oder ähnliche Produkte angeboten.

Man kann Auskünfte über seine Daten bei jedem Unternehmen anfragen und die müssen diese Anfragen innerhalb eines Monats bearbeiten.

Alternative Messenger – Kommunikationsdienste die Sicherheit und Schutz garantieren

Die allermeisten Menschen nutzen täglich Messenger, um sich mit Menschen einfach auszutauschen. Oftmals werden dort auf private Angelegenheiten offen besprochen. Ich persönlich nutze wenn möglich “Signal”. Edward Snowden, sowie die EU-Kommission haben “Signal” empfohlen. Dieser Dienst soll am sichersten sein. Gibt es überhaupt einen sicheren Messenger? Welchen Messenger nutzen Sie?

Fouqet: Prinzipiell ist Signal sicher und ein Messenger der auch EU-Datenschutz-komform eingesetzt werden kann. Wir kommunizieren per E-Mail, die auch End-to-End verschlüsselt wird.

Stigler: Bei den Messengern wird es immer die Frage sein, was ist der gängige Messenger, was wird von allen benutzt, das Hauptinteresse ist natürlich, diesen auch einsetzen zu können, sonst bringt mir ein Messenger natürlich nichts.

Sicherheit, Safety
Quelle Pixabay

Vorsicht! Das Veröffentlichen und Versenden von Bildern sollte gut überlegt sein

Generell muss man also sagen, dass es grundsätzlich egal ist, welchen Messenger man, man sollte immer vorsichtig sein, mit dem was man kommuniziert, richtig?

Fouquet: Richtig. Eben mit WhatsApp und Facebook wäre ich besonders vorsichtig, was Bilder betrifft. Es ist mir ein Rätsel, wie man Fotos seiner Kinder posten und in das Netz stellen kann. Wenn sich diese Person später bewirbt, tauchen die Fotos von vor zehn Jahren wieder auf. Auch Partyfotos sind schwierig, die dürfen zwar offiziell nicht verwendet werden, aber wenn der zukünftige Chef sich im Internet umschaut und Bilder findet, kann eine Einstellung schwierig werden. Da sollte man sehr vorsichtig sein.

Stigler: Ich unterstütze das immer in Kooperation mit dem weißen Ring. Wir haben Medienscouts für Schulklassen, bei denen ich Vorträgen halte. Es ist die Polizei mit dabei und es wird unter anderem über Cybercrime gesprochen und wir versuchen die Jugendlichen zu sensibilisieren.

Was dabei oft zu Tage kommt ist, dass man bei dem Facebook Profil der Kinder genau darauf achtet, was dort sichtbar ist, aber nicht beim eigenen. Oftmals beachtet man die Sicherheitsvorkehrungen, die man dem Kind auferlegt, selbst nicht. Dadurch kann man durch zwei Klicks auf das Profil des Vaters oder der Mutter und sich dort auch Informationen holen. Eventuell findet man dort Telefonnummer und Adresse. Da muss man aufpassen. Auch eben auf das, was bei anderen hochgeladen wird, denn darüber habe ich kaum Kontrolle.

Fouquet: Selbst wenn man jemanden nur ein Bild per WhatsApp sendet, muss man bedenken, dass dieser es dann lokal auf seinem Handy gespeichert hat und man muss sich überlegen, was diese Person damit machen könnte. Er oder sie könnte es verbreiten oder bearbeiten. Das ist den meisten gar nicht bewusst, wie gefährlich diese Geschichte ist.

Es besteht zwar ein Löschungsanspruch, jedoch ist das Bild vielleicht schon weit verbreitet und auf verschiedenen Geräten gespeichert, da bringt einem der Löschungsanspruch letztendlich wenig.

Ich wäre auch vorsichtig Bilder in Clouds abzulegen. Da gibt es Google Cloud, Google Drive etc., das ist sehr einladend, benutze ich persönlich aber nicht. Ich möchte nicht, dass meine Bilder auf irgendwelchen Servern in der USA rumliegen. Man kann sich einen lokalen Storage kaufen, das ist mittlerweile auch nicht mehr teuer und legt da seine Bilder ab.

Cookies und ID’s – wann sinnvoll, wann bedenklich?

Eine andere Sache der man auf Webseiten begegnet sind Cookies. Wenn man auf eine Internetseite geht, wird man in den meisten Fällen gefragt, ob man die Cookie Einstellungen annehmen, anpassen oder ablehnen möchte. Was genau sind Cookies?

Fouquet: Cookies sind erstmal nichts Schlechtes. Damit Computer im Netz untereinander kommunizieren können, müssen sie sich in irgendeiner Form identifizieren, dazu brauche ich ein Identifikationsmerkmal. Dazu werden oft Cookies gesetzt. Das sind sogenannte Session-Cookies, die werden auch sofort wieder gelöscht, wenn ich die Sitzung beende. Das ist eine technische Notwendigkeit.

Mittlerweile werden Cookies auch verwendet, um andere Parameter abzufragen. Diese Cookies werden länger gespeichert, man weiß diese Person war schon mal auf der Webseite. Über diese Informationen werden auch beispielweise Warenkörbe gespeichert.

Man kann über diese Cookies auch verschiedene Daten auslesen, z.B die IP-Adresse oder andere Metadaten, die im Browser verwendet werden. Man kann auch auswerten, welche weitern Homepages jemand besucht oder für welche Produkte sich der Nutzer interessiert.

Ich habe mir erzählen lassen, dass Cookies fast schon wieder „alter Hut“ sind. Das Ganze läuft mittlerweile über sogenannte IDs, also Kennziffern, das ist kein Cookie mehr, sondern es wird einfach eine Kennziffer hinterlegt und über diese wird sehr viel ausgelesen.

Kann man diesen IDs zustimmen beziehungsweise sie ablehnen oder passiert das automatisch im Hintergrund?

Fouquet: Grundsätzlich muss dem Nutzer die Möglichkeit gegeben werden, dem Sammeln von Daten zuzustimmen. Es muss daher auch die Möglichkeit der Ablehnung gegeben werden.

Es gibt funktionelle Cookies, denen man zustimmen muss, wenn man eine Website nutzen möchte. Alle Cookie Daten werden im sogenannten Cache gesammelt. Sollte man diese regelmäßig Löschen, falls ja wie lösche ich sie?

Fouquet: Jeder Browser bietet eine Möglichkeit an die Cookies alle zu löschen, oftmals über Einstellungen, das ist aber immer wieder unterschiedlich. Eventuell kann ich auch in diesen Einstellungen die Cookies generell ablehnen. Dann kann es passieren, dass sich durch die Ablehnung funktioneller Cookies, die Seite sich nicht mehr so darstellt, wie sie sich darstellen sollte. Es gibt weitere Cookies, die dieses Tracking eben ermöglichen und zur Bequemlichkeit beitragen, wie der Warenkorb. Man kann durch Cookies auch sehen, was man in der Vergangenheit bereits gekauft hat.

Stigler: Die Seiten arbeiten schneller, weil sie zum Beispiel Produktbilder haben, die als Cookies im Cache gespeichert sind und somit lädt die Seite schneller. Das ist Funktionalität.

Cookie Blocker – Erste Hilfe gegen unerwünschte “Profilbildung”

Was denken Sie über Cookie Blocker, die man sich herunterladen kann, der bis auf funktionelle Cookies alles blockt?

Fouqet: Genau, das gibt es eben auch. Man kann in den Voreinstellungen Rahmenbedingungen angeben und verhindern, dass diese Cookies in irgendeiner Form zur Ausführung kommen.

Ist das zu empfehlen?

Fouqet: Wenn man die Cookies immer ablehnen möchte und keine Lust hat, ständig die Cookies abzulehnen, ist das in der Tat ratsam, das macht sicherlich Sinn.

Stigler: Cookies sind grundsätzlich erstmal nichts Schlechtes. Manche sagen vielleicht, sie möchten personalisierte Werbung. Ich will nicht irgendeine Werbung, sondern die, die mich interessiert. Der eine will auf keinen Fall Spuren im Netz hinterlassen, der andere ist froh, wenn er passende Werbung vorgeschlagen bekommt.  

Suchmaschinen

Suchmaschine
Quelle Pixabay

Laut NetMarketShare beläuft sich der Marktanteil von Google als Suchmaschinen weltweit auf knapp 80%. Wie wir bereits erfahren haben, ist keine Dienstleistung wirklich “umsonst”, Google Suchanfragen, kann ich jedoch tätigen ohne Geld dafür zu zahlen. Was passiert mit meinen Suchanfragen, die ich in Google eingebe?

Fouquet: Selbstverständlich wird alles gespeichert, da wird ein komplettes Profil über Sie erstellt. Man muss aufpassen, es gibt bei Google diesen Inkognito Modus, da meint man, man sei anonym unterwegs. Da werden bestimmte Suchverläufe nicht in den Browser gespeichert, auf dem Server wird jedoch trotzdem alles gespeichert, was Sie suchen.

Da kann man ein vollumfängliches Profil zu einer Person erstellen.

Wie werden diese Informationen benutzt?

Fouquet: Das wird zum einen benutzt, um ein Werbeprofil zu Ihnen zu erstellen, weil Google von der Werbung lebt und dann natürlich dem Kunden, der etwas dafür bezahlt, um Werbung zu schalten, auch sagen kann, ich habe einen gewissen Interessentenpool, den ich ansprechen kann. Handelt es sich um zum Beispiel um ein Unternehmen aus Hamburg können zum Beispiel nur Nutzer aus Hamburg und Umgebung abgesprochen werden. Das ist bei Facebook genau das gleiche. Das kann man alles so fein steuern, dass nur eine bestimmte Zielgruppe in einer bestimmten Region angesprochen wird.

Google kann anhand von gewissen Parametern natürlich herausfinden, wer ist zum Beispiel Lehrer. Das kann man anhand von den Dingen, die diese Person sucht, sehen. Was sucht die Person, was genau recherchiert sie?  Diese Erkenntnisse  werden benutzt, um diese Informationen für Werbezwecke einzusetzen.

Navigationsgeräte kosten beispielsweise oft viel Geld. Google Maps bietet das umsonst an. Warum? Weil sie dadurch Bewegungsdaten bekommen, um diese für sich zu nutzen. Diese Daten verknüpft mit anderen Informationen ermöglicht das Erstellen von einem umfassenden persönlichen Profil. Man will wahrscheinlich gar nicht wissen, was Google alles über einen weiß.

Stigler: Es wird gespeichert, wie oft sie welche Begriffe suchen und angepasst erfolgt dann auch das Suchergebnis, genau damit arbeitet Google.

Zusammehang Standort und Suchmaschinenergebnisse

Sie erwähnten, dass es beispielsweise auf den Standort ankommt, welche Suchergebnisse ich erhalte. Auf welche Suchanfragen hat der Ort Auswirkungen und welche?

Fouquet: Suchergebnisse kommen zusammen durch bisherige Suchanfragen, Recherchen, Standort des Computers etc. Hierzu ein Beispiel, eine Kollegin hat sich ihren persönlichen Computer genommen und etwas gegoogelt. Danach hat sie einen neuen PC benutzt und die gleiche Suchanfrage eingegeben. Da kamen völlig andere Ergebnisse heraus als bei dem, den sie ständig verwendet.

Es geht mit der Standortbestimmung los, an der sich der Computer häufig eingeloggt. Ist das ein gut situierter Standort, wie der Blankenese in Hamburg oder ist das in einem linken Viertel in Berlin. Daran kann Google Rückschlüsse zum Beispiel auf die Kaufkraft ziehen.

Sie sehen, ob die Personen ein Apple Gerät für die Suche nutzen, so scheinen die potenziellen Käufer eine höhere Kaufkraft zu haben als jemand, der mit einem billigen Gerät sucht. So wird angeblich auch bei Amazon der Preis gestaltet. Es gibt angeblich ein und dasselbe Produkt, aber auf verschiedenen Geräten mit verschiedenen Preisen.

Diese Daten sind für die Anbieter somit Geld wert.

Ein anderes Beispiel, manchmal fragt mich mein Handy, ob es mich nach Hause lotsen soll. Das Handy merkt, an welcher Stelle es über Nacht eingeloggt ist, was Rückschlüsse auf den Wohnort zulässt.

Suchmaschinenalternativen – muss man sich zwischen Datenschutz und zufriedenstellenden Suchergebnissen entscheiden?

Sollte man eine Suchmaschinenalternative nutzen? Gibts es bereits Alternativen am Markt und wie gut oder schlecht im Vergleich mit Google sind sie?

Fouquet: Ja, es gibt ein paar Alternativen, wie „Duck Duck go“ und „Startpage“. Das ist laut Stiftung Warentest die sicherste Suchmaschine. MetaGer gibt es auch noch.

Stigler: Hier ist es wie bei Whatsapp und Co. Die Frage ist, ob diese Suchmaschinen, die gleichen Ergebnisse bieten wie die, die sie bei Google bekommen und vielleicht auch haben möchten.

Stigler: Stiftung Warentest hat hierzu mal einen Test gemacht und es gibt anscheinend einige Suchmaschinen die ähnliche Ergebnisse zu denen von Google haben.

Aber Google arbeitet natürlich mit Zusatzangeboten, wie einer kostenlosen E-Mail-Adresse. Die machen das, um die Menschen bei der Stange zu halten. Ein weiterer Grund, warum man Google Maps kostenlos nutzen kann, ist, dass sie sagen, wenn der Kunde das nutzen kann, denkt er sich, „ach wie nett die sind bei Google.“ Da wird mit Psychologie gearbeitet und so kommt da auch immer mehr hinzu. Google Drive ist eine kostenlose Cloud, mit viel Speicherplatz. Da laden die Kunden dann gerne auch ihr Daten hoch. Zum einen hat man als Anbieter alle Daten und zum anderen, ist es dieser psychologische Effekt. Der Kunde denkt sich „jetzt habe ich eh schon alles bei Google, da such ich jetzt auch über die Suchmaschine“.

Stigler: Man hat auch die Verknüpfung, wenn ich durch mein Google Konto eingeloggt bin und auf Google suche, dann habe ich nicht nur die IP-Adresse, sondern alle meine Angaben, die ich bei meiner Google Konto Anmeldung gemacht habe, wie das Geburtsdatum oder das Geschlecht, vielleicht sogar noch Religion und entsprechen kriegen sie dann wieder ganz anders Werbung.

Finanzierung der alternativen Suchmaschinen

Wie finanzieren sich alternative Suchmaschinen dann?

Fouquet: Diese werden oft von privaten Unternehmen finanziert. Es sind häufig verlagsfinanzierte Projekte, zum Teil sind sie auch von Computer Clubs oder Firmen, die dann versuchen über Spenden von Menschen, die das gut finden, die Finanzierung laufen zu lassen.

Grundsätzlich kann man auch ohne das Sammeln von Daten Werbung schalten. Die Frage ist dann nur, wie zielgenau ist diese Werbung dann. Ich kann jedem Nutzer, der durch die Startseite kommt, Werbung von einem Auto zeigen, dass die Werbung dann für 99,8 Prozent nicht interessant ist, ist dann wieder eine andere Sache. Aber grundsätzlich ist das generelle Schalten von Werbung eine Möglichkeit.

Stigler: Ich hätte auch gesagt, dass das auf einer Seite gemeinnützige Idealisten-Projekte sind, von denen die sagen, uns ist Datenschutz besonders wichtig. Die wollen da raus und eine Alternative bieten. Oder es ist eine Quersubventionierung von Firmen, für die es letztendlich wieder Marketing ist, weil sie sagen, wir sind besonders gut im Datenschutz und damit verkaufen sie sich auch wieder.

Fouquet: Das ist ein wichtiger Punkt. Es haben viele Unternehmen plötzlich entdeckt, wie wichtig Datenschutz ist. Beispiel Apple: Der Konzern hat Datenschutz als Marketinginstrument für sich entdeckt.

Wenn sie über den Safari Browser in das Internet gehen, bekommen sie eine Mitteilung, dass eine bestimmte Anzahl von Werbungen und Anzeigen sowie Trackern geblockt wurden. Sie versuchen schon gewisse Tools mitzuliefern, um mit Datenschutz werben zu können, obwohl es ein amerikanisches Unternehmen ist. Aber sie sehen das als Marketinginstrument, gerade in Europa.

Mythos Löschen im Netz – Was einmal im Internet ist bleibt im Internet, oder?

Wir haben jetzt über einige Daten, die angesammelt und gespeichert werden gesprochen. Wie sieht es denn mit dem Löschen der Daten aus. Kann man endgültig löschen?

Theoretisch hat jeder einen Löschungsanspruch, der ist in der Datenschutzgrundverordnung auch so verankert. Das heißt, wenn sie meinen, dass irgendwo Daten von Ihnen sind, können Sie zum einen beantragen, dass die Daten ausgehändigt werden und zum anderen eine Löschung beantragt werden.

Oliver Stigler

Stigler: Es gibt Ausnahmen wie Vetragsdaten, die aus steuerrechtlichen Gründen aufgehoben werden müssen. Ansonsten müssen die Daten gelöscht werden. Das ist die Theorie. Sie können auch selbst löschen, indem sie Suchverläufe löschen und den Cache leeren oder Profile löschen. Man weiß nicht wie weit gelöscht wird und wie weit nicht.

Sie können selbst löschen, sie können die Anbieter anschreiben, dass etwas gelöscht werden soll. Somit hätte man theoretisch alles bereinigt.

Fouquet: Hier ist wieder die Gefahr, dass eine fremde Person Daten zum Beispiel Bilder heruntergeladen hat. Ob die Person dazu berechtigt ist, ist eine Sache, aber das Bild kann so immer wieder auftauchen. Das kann ein Anbieter wie Google oder Facebook, dann nicht löschen, da sie keinen Zugriff drauf haben. So kommt der Spruch zustande „Das Netz vergisst nichts.“

Sie wissen nie an welcher Stelle, an welchem Server von welchem Unternehmen noch was gespeichert ist. Teilweise werden Daten weiterverkauft, es gehen Unternehmen ineinander über und verschmelzen. Es ist schwierig, da am Ende wieder was rauszuschmeißen. Wenn die Firma dann auch noch in den USA oder auf irgendwelchen Südseeinseln sitzt, ist es schwierig praktisch zu löschen.

Löschen von extern gespeicherten Daten

Einen weiteren Speicherort stellt die Festplatte dar. Ich habe meine alte Festplatte mit dem Hammer zerstört. Ist das notwendig oder überflüssig? Muss man auch Handys und Co., wenn sie kaputt sind vor dem Entsorgen zerstören?

Fouquet: Es ist der sicherste Weg, um sicherzustellen, dass wirklich keine Daten wieder hergestellt werden können. Beim Handy ist es schwierig, da man es ja trotzdem meist noch weiter nutzen oder weitergeben möchte. Hier kann man das Handy auf die Grundeinstellung zurücksetzen lassen, die Frage ist, ob das wirklich dazu führt, dass die Daten weg sind. Ich habe neulich in einem anderen Zusammenhang erfahren, dass es bei Apple so ist, dass bei der Löschung von Daten diese zwar für mich nicht mehr sichtbar sind, aber auf der Festplatte weiter vorhanden sind und wiederhergestellt werden können. Überschrieben werden diese erst, wenn dieser Teil der Festplatte mit neuen Daten überschrieben wird. Solange dies nicht der Fall ist, sind diese Daten zwar nicht mehr sichtbar, aber auslesbar. Die Festplatte physikalisch zu zerstören stellt da den sichersten Weg dar.

Datenschützer sagen, dass es grundsätzlich ausreicht, „Löschen“ zu drücken, will  man jedoch sichergehen, muss man die Festplatten zerstören.

Hier ein Beispiel: Ein Arzt hatte einen Kopierer. In jedem Drucker oder Kopierer sind heutzutage Festplatten verbaut, die bestimmte Kopiervorgänge speichert. Den Kopierer hat er nach Ende der Nutzung einfach über Ebay verkauft. Nach einer kurzen Zeit sind dann die Atteste im Internet aufgetaucht, die er vorher entsprechend kopiert hatte und nicht ordnungsgemäß gelöscht hatte.

Dass da eine Festplatte in dem Drucker ist, hatte der nicht auf dem Radar. Zu Mandaten sagen wir immer, bitte zerstört solche Festplatten, bevor ihr etwas zurückgebt oder lasst euch von den Entsorgerunternehmen bei der Rückgabe bestätigen, dass diese nach Richtlinien rechtmäßig gelöscht wurden.

Wenn ich privat etwas wegschmeiße, würde ich immer die Festplatte herausnehmen und zerstören.

Nichts ist wirklich umsonst – auch keine kostenlosen Angebote

Quelle Pixabay

Fouquet: Man soll nicht paranoid werden, ich denke das sind wir auch nicht, obwohl wir viel mit Datenschutz machen, aber man sollte sich schon ab und zu die Mühe machen, bei Angeboten, die nichts kosten kurz die Datenschutzerklärung oder die allgemeinen Geschäftsbedingungen zu lesen, was wirklich mit den Daten passiert.

Keiner Stellt eine teure Leistung kostenlos zur Verfügung. Als Gegenleistung will das Unternehmen Geld oder die Daten, die dann wieder zu Geld gemacht werden.

Oliver Fouqet

Beispiel: Man kann im Internet kostenlos Weihnachtskarten senden, warum machen die das? Weil sie dann Daten wie meine E-Mail-Adresse und die der Zielperson haben. Diese kann für Werbung verwendet werden.

Stigler: Auch zum Thema Soziale Medien. Die Frage ist, muss ich so viel Informationen in die Welt heraustragen oder muss ich es nicht? Und wenn ich meine, ich muss es, dann muss ich mir bewusst sein, dass ich sehr viel von meiner Privatsphäre preisgebe. Wenn man auf der Straße angesprochen werden würde, mit der Bitte ein Formular auszufüllen, das dann mit einem Foto von mir hinterlegt wird, würde sich jeder wehren und sich Sorgen um die Daten machen. Im Internet macht das fast jeder jeden Tag.

Kommentiere