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Jobletter für Nachwuchsjournalist:innen: Lohnendes Geschäftsmodell?

Oskar Vitlif ist freier Journalist und Medientrainer, berufsbegleitend studiert er im Master. Seit dem Frühjahr 2020 bringt er regelmäßig einen Jobletter speziell für junge Menschen im Journalismus heraus. Etwa 2800 Abonnenten erreicht er mit dem Herzensprojekt bereits. Doch kann sich solch ein Angebot auch refinanzieren?

Zweimal pro Monat verschickt Oskar Vitlif seinen Newsletter für junge Journalist:innen – per Mail und über Telegram. Er beinhaltet jeweils 60 bis 90 Praktika, Nebenjobs, Volontariate und Stellen für den Berufseinstieg. Die Jobangebote sucht Vitlif zum großen Teil händisch aus, indem er die Karriereseiten aller großen Medienhäuser nach Stellenausschreibungen durchforstet, die für den Jobletter infrage kommen. Und nicht alle Stellenausschreibungen im journalistischen Bereich schaffen es in den Jobletter.

Jobletter mit Haltung

Denn bei der Auswahl möchte Vitlif Haltung zeigen: Unbezahlte Praktika, bei denen die Arbeitskraft der Praktikanten seiner Meinung nach ausgebeutet wird, sortiert er aus. Ebenso Jobangebote, die für Nachwuchsjournalist:innen uninteressant sind, weil beispielsweise lange Berufserfahrung gefordert ist. Damit möchte er sich auch von den Joblettern anderer großer Anbieter abheben: „Mein Mehrwert besteht darin, dass ich das kuratiere“, sagt Vitlif. „Ich probiere wirklich herauszufinden, was für die Leute relevant ist und was nicht“. Etwa fünf Stunden verwendet Vitlif darauf pro Newsletter. Doch refinanziert sich die Arbeit für den freien Journalisten überhaupt?

Vitlifs Intention bei der Entstehung des Newsletters war es nach eigenen Aussagen zunächst nicht, Geld damit zu verdienen. Der Newsletter war stattdessen ein Herzensprojekt, dass während eines Seminars im Rahmen seines Studiums zu publikumsorientierter Produktentwicklung entstand. „Ich bin nicht mit dem Ziel da reingegangen, super viel Kohle daraus zu ziehen“, meint er. „Hintergrund war, dass ich aufgrund der Corona-Pandemie die Zeit hatte und den Wunsch, so etwas auf dem Markt zu haben“. Denn solch ein Angebot hätte er sich früher selbst gewünscht: „Mir hätte sowas super geholfen, als ich noch am Anfang stand und noch nicht so richtig Fuß gefasst hatte im Journalismus. Ich habe immer nach so etwas gesucht und deshalb hoffe ich, dass das Leuten hilft. Ich investiere meine Freizeit in den Jobletter, weil ich das Gefühl habe, dass Leute was damit anfangen können, oder dass es ihnen Unterstützung gibt bei ihrem Weg in den Journalismus“.

Gewinn mit Werbeanzeigen?

Dennoch kann Vitlif inzwischen erstes Geld damit verdienen: Seit November bietet er Anzeigen für Unternehmen an. „Es ist super cool, dass ich mit dem Jobletter jetzt auch Einnahmen generieren kann, weil es mir ermöglicht, das Projekt weiterzubetreiben, ohne dass ich mit meinem privaten Geld draufzahle“, sagt Vitlif. Dafür, dass er Stellenangebote von Medienunternehmen aufnimmt, verlangt er zwischen 50 und 400 Euro, je nach Leistungspaket. Das Ganze muss aber erst noch anlaufen, erklärt der junge Journalist: „Aktuell deckt es erst mal nur die Kosten, aber wenn ich in Zukunft auch die Arbeitszeit mitbezahlen kann, würde mich das natürlich sehr freuen“. Kosten entstehen ihm für den Anbieter des Tools zum Massenversand von E-Mails, seitdem er die 2000-Abonnenten-Marke geknackt hat.

Wie es mit dem Jobletter weitergeht, weiß Vitlitf noch nicht genau: „Ich bin da auch sehr gespannt, wie das noch weitergeht“, meint er. „Offensichtlich gibt es da genug junge Leute, die Lust haben, in die Richtung zu arbeiten. Der Jobletter wächst eigentlich täglich, jeden Tag kommen neue Abonnenten und Abonnentinnen hinzu. Aber ich weiß auch, das ist kein Ding, was man bis ins Unendliche skalieren kann“. Erst einmal wird der Jobletter also wohl ein Nebenprojekt bleiben.

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