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Frauenförderung in der Forschung und Innovation: Was tut Deutschland für innovative Frauen?

Das Metavorhaben „Innovative Frauen im Fokus“ (meta-IFiF) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und ist Teil einer speziellen Förderrichtlinie. Es unterstützt und vernetzt rund 30 Projekte, die sich mit der Sichtbarmachung von Frauen in Forschung, Wissenschaft und Innovation beschäftigen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Austausch, Öffentlichkeitsarbeit und der Weitergabe von Forschungsergebnissen.

Ines Großkopf ist Teil des Metavorhabens „Innovative Frauen im Fokus“ (meta-IFiF) und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts. Das Projekt ist im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt.

Was ist das Hauptziel des Metavorhabens „Innovative Frauen im Fokus“?

Das Metavorhaben „Innovative Frauen im Fokus“ ist Teil der gleichnamigen Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Von den Ministerien werden solche Förderrichtlinien ausgeschrieben, auf die sich Organisationen bewerben können. Bei dieser Förderrichtlinie geht es darum, Frauen in Wissenschaft und Innovation sichtbarer zu machen. Inzwischen gibt es knapp 30 Projekte, die sich diesem Ziel widmen, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Unsere Aufgabe als Metavorhaben ist es, diese Projekte zu bündeln und zu vernetzen, sodass sie voneinander profitieren und ihre Ergebnisse austauschen können. Beispielsweise organisieren wir eine Online-Vortragsreihe, in der die Projekte ihre Forschungsergebnisse präsentieren können, oder wir veranstalten Fachgespräche und Fachtagungen. Im Gegensatz zu den Projekten forschen wir selbst nicht aktiv, sondern fungieren als eine Art Dachorganisation, die Vernetzung und Austausch fördert.

Das Hauptziel dieser Förderrichtlinie ist es, die Leistungen und Potenziale von Frauen sichtbarer zu machen. Es geht um Chancengerechtigkeit, aber auch um Einfluss auf politische und gesellschaftliche Entscheidungen. Sichtbare Frauen werden eher gehört und können als Vorbilder für die nächste Generation wirken – das ist besonders wichtig. Alles, was wir tun, soll dazu beitragen, dass Frauen in Forschung und Innovation mehr Raum erhalten.

Warum müssen Frauen in Deutschland in Forschung und Innovation gefördert werden? Was sind die Herausforderungen?

Es gibt immer noch viele Hindernisse, die Frauen im Weg stehen – strukturelle Hürden, die bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beginnen und sich bis hin zu geschlossenen Netzwerken auf Führungsebenen erstrecken. Oft wählen Männer in Führungspositionen eher Kollegen aus, die ihnen ähnlich sind, anstatt Frauen eine Chance zu geben und damit vielfältigere Perspektiven einzubinden. Verschiedene Studien zeigen, dass Stefan und Thomas lieber Stefan und Thomas wählen. Und eben nicht zum Beispiel Claudia und Sabine. Diese Mechanismen sind tief verankert und müssen aufgebrochen werden.

Sie haben erwähnt, dass es viele Projekte gibt. Wie wird deren Erfolg gemessen?

Als Metavorhaben führen wir keine übergreifende Evaluation durch. Es gibt also keine einheitliche Erfolgsmessung, wie man sie beispielsweise vom Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag kennt. Dennoch versuchen wir, Wirkungsindikatoren zu entwickeln und gemeinsam mit den Projekten zu schauen, welche Wirkung sie erzielt haben. Dabei kann es sich beispielsweise um neue Gleichstellungsprogramme, geänderte Auswahlverfahren oder die Übernahme und Anwendung von Projektergebnissen in anderen Hochschulen oder Unternehmen handeln. Unser Fokus liegt darauf, den Wissenstransfer sicherzustellen. Wir unterstützen die Projekte bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit, damit ihre (Zwischen-)Ergebnisse sichtbar und für andere nutzbar sind. Ansonsten halten wir fest, wie viele Veröffentlichungen die Projekte machen, welche Leitlinien, Empfehlungen oder Best Practices sie entwickelt haben und auf welchen Veranstaltungen sie ihre Ergebnisse verbreiten.

Gibt es Kooperationen mit anderen Ländern, um von deren Erfahrungen zu lernen?

Wir beobachten sehr genau, was in anderen Ländern passiert, und nehmen passende Best-Practice-Beispiele in unsere Arbeit auf. Für unsere Fachtagung laden wir beispielsweise auch Personen aus dem Ausland ein. Dennoch fehlen oft die Ressourcen, um internationalen Netzwerke gezielt aufzubauen. Auf unserer Webseite sammeln wir Informationen über internationale Best-Practice-Maßnahmen, die zur Förderung von Frauen beitragen und anderen Projekten als Vorbild dienen können.

Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?

In Führungspositionen, sowohl in Wissenschaft als auch in Wirtschaft, liegt Deutschland eher im Mittelfeld. Skandinavische Länder und auch die USA sind da oft weiter. In den USA ist es beispielsweise viel normaler, Familie und Wissenschaft zu vereinen, während das in Deutschland oft noch mit großen Herausforderungen verbunden ist. Zudem verlieren wir in Deutschland viele Frauen entlang der akademischen Laufbahn, obwohl sie auf Studienebene oft in der Mehrheit sind. Je höher man auf der Karriereleiter geht, desto weniger Frauen sind da. Hier gibt es noch erheblichen Handlungsbedarf.

Gibt es Pläne, das Projekt auszuweiten oder neue Maßnahmen zu implementieren?

Das ist schwierig, da das Metavorhaben, wie alle anderen Projekte der Förderrichtlinie auch, eine begrenzte Laufzeit hat und wir uns immer wieder auf neue Ausschreibungen bewerben müssen. Nach drei bis fünf Jahren ist in der Regel Schluss, und die Ergebnisse müssen vorliegen und etwaige Handlungsempfehlungen müssen entwickelt worden sein. Das Metavorhaben trägt über die gesamte Laufzeit der Förderrichtlinie dazu bei, die Projektergebnisse noch mehr in der Öffentlichkeit zu verbreiten, als es jedes einzelne Projekt allein tun könnte. So entwickeln wir gemeinsam eine größere Wirkung. Wir betonen in unserer Kommunikation insbesondere die Übertragbarkeit von Handlungsempfehlungen auf andere Institutionen oder etwa andere Fachbereiche. Das ergibt einen großen Blumenstrauß an Maßnahmen, die individuell oder kollektiv angewendet zur Erhöhung der Sichtbarkeit der Leistungen und Potentiale von Frauen beitragen, aber letztlich auch die Diversität von Ansätzen, Forschungsfragen und entsprechenden Ergebnissen in allen Bereichen von Innovation fördert. Es liegt dann an Hochschulen oder anderen Institutionen, die Projektergebnisse aufzugreifen und weiterzuführen.

Welche Bedeutung Projekten im Themenfeld Gleichberechtigung zukommt, hängt immer auch davon ab, wer gerade an der Regierung ist. Wenn das Thema Frauen und Sichtbarkeit oder Frauen in Führung einen anderen Stellenwert bekommt, kann sich vieles verändern – im Positiven wie im Negativen. Hier haben wir selbst jedoch nur begrenzten Einfluss.

Welche Botschaft möchten Sie an die Politik und die Gesellschaft senden, um die Bedeutung Ihrer Arbeit zu unterstreichen?

Diversität ist ein zentraler Faktor für Innovation und Erfolg – das haben auch viele Unternehmen erkannt. Studien zeigen, dass vielfältige Teams bessere Lösungen entwickeln. Daher ist es entscheidend, weiterhin Frauen in Forschung und Innovation zu fördern, denn das kommt letztlich der gesamten Gesellschaft zugute.

Was würden Sie sich von der Politik bezüglich des Projekts wünschen, damit es langfristig relevant bleibt und weiter durchgeführt werden kann?

Ich würde mir wünschen, dass Projekte in diesen Bereichen langfristig gefördert werden. Es geht um Chancengerechtigkeit und Gleichberechtigung und damit auch um die Stärkung von Demokratie und Menschenrechten. Auch in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist es ganz wichtig, dass weiterhin Maßnahmen ergriffen werden, die die Rahmenbedingungen insbesondere für Eltern verbessern, denn dies ist ein zentraler gesellschaftlicher Faktor. Zudem muss im Bildungsbereich noch viel getan werden, um Chancengleichheit von Anfang an zu fördern. Ich persönlich finde auch die Quote gut, weil sich in den letzten Jahren gezeigt hat, dass die Quote wirkt und sonst oftmals einfach nichts passiert.

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