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Wie werden innovative Frauen gefördert? – Innovationspolitik aus Genderperspektive

Innovation ist die treibende Kraft für wirtschaftlichen Fortschritt, technologische Durchbrüche und gesellschaftliche Entwicklung. Doch wer sind die Menschen hinter diesen bahnbrechenden Ideen? In Deutschland sind es bisher überwiegend Männer. Wie eine Erhebung von Eurostat aus dem Jahr 2021 zeigt, rangiert Deutschland im EU-Vergleich auf dem drittletzten Platz, mit einem Frauenanteil von unter 30% in der Forschung. Frauen sind in Wissenschaft und Forschung nach wie vor unterrepräsentiert, insbesondere in Führungspositionen oder bei Patentanmeldungen. Dabei fehlt es nicht an talentierten Wissenschaftlerinnen – im Gegenteil: Der Frauenanteil unter Studienanfängerinnen ist hoch. Dennoch gehen viele dieser Talente auf dem Weg nach oben verloren, was das Metavorhaben Innovative Frauen in der Forschung als “Leaky Pipeline” bezeichnet. Obwohl mehr Frauen ein Studium beginnen und abschließen, kehrt sich das Verhältnis bei der wissenschaftlichen Qualifikation “Promotion” langsam um. Um so deutlicher wird es dann bei der Besetzung von Professuren. Warum gelingt es Deutschland nicht, mehr Frauen in Innovationsbereiche zu integrieren und langfristig dort zu halten?

Quelle: https://www.innovative-frauen-im-fokus.de/infopool/daten-und-fakten/frauen-in-der-wissenschaft/leaky-pipeline-in-der-wissenschaft/

Förderung innovativer Frauen

Eine zentrale Frage dabei ist, wie die Innovationspolitik Frauen gezielt fördert – und wo die größten Herausforderungen liegen. In den letzten Jahren wurden verschiedene Maßnahmen ins Leben gerufen, die dazu beitragen sollen, Frauen in Wissenschaft und Forschung sichtbarer zu machen und strukturelle Barrieren abzubauen. Programme wie das Professorinnenprogramm oder die Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) setzen genau hier an. Sie sollen Anreize für Universitäten und Forschungsinstitute schaffen, mehr Frauen zu fördern und ihre Karrieren aktiv zu unterstützen. Doch trotz dieser Bemühungen sind die Erfolge bisher begrenzt.

Gründe für die Unterrepräsentanz

Ein großes Problem sind tief verwurzelte gesellschaftliche Strukturen, die Frauen nach wie vor benachteiligen. Traditionelle Rollenbilder prägen nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch die Wissenschaft. In vielen Köpfen herrscht noch immer das Bild des männlichen Wissenschaftlers vor, während Frauen in der Forschung eher als Ausnahme gelten. Hinzu kommt ein weiteres Problem: unsichere Arbeitsbedingungen. Besonders in der Wissenschaft sind befristete Verträge und prekäre Anstellungsverhältnisse die Regel. Für viele Frauen, die möglicherweise eine Familie gründen oder mehr Verantwortung im privaten Bereich übernehmen, wird dadurch die Planung einer langfristigen Karriere in der Forschung erschwert. Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Gender Care Gap – die ungleiche Verteilung unbezahlter Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen. Frauen übernehmen in Deutschland nach wie vor einen Großteil der Kinderbetreuung, Haushaltsarbeit und Pflege von Angehörigen. Das bedeutet weniger Zeit für Netzwerken, Weiterbildungen oder längere Arbeitszeiten – und somit schlechtere Karrierechancen. Während Männer sich oft uneingeschränkt auf ihre berufliche Entwicklung konzentrieren können, sind Frauen gezwungen, zwischen Job und Care-Arbeit zu jonglieren.

Europäischer Vergleich

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass es auch anders gehen kann. In Ländern wie Lettland oder Litauen sind Frauen in der Forschung deutlich präsenter. Hier spielen nicht nur gezielte Förderprogramme eine Rolle, sondern auch ein gesellschaftliches Umfeld, das Frauenstärker in MINT-Berufe einbindet und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht. Das hat Ursachen, die teilweise Jahrzehnte zurückreichen, die sich aber ändern lassen, so unterstreicht zum Beispiel Kristine Metuzale in einem Gastbeitrag bei t3n . Sie fordert: mehr weibliche Role-Models, mehr Engagement von allen, aber gerade von Männern, um ein frauenfreundliches Umfeld zu schaffen. Und: die Bereistchaft voneinander zu lernen.

Verbesserungspotenzial

Deutschland hat also noch viel nachzuholen. Eine geschlechtergerechte Innovationspolitik ist eine Frage der Fairness, aber auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Um die Innovationskraft des Landes voll auszuschöpfen, braucht es nachhaltige Förderstrukturen, bessere Arbeitsbedingungen und eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung der Rolle von Frauen in Wissenschaft und Forschung.  Denn nur wenn alle Talente gleichermaßen gefördert werden, kann Deutschland auch in Zukunft wettbewerbsfähig und innovativ bleiben.

Zwei Beispiele – das Metavorhaben „Innovative Frauen im Fokus“ und das Projekt “Women Entrepreneurs in Science” – sowie ein Blick aus Schweden auf Deutschland sind in  drei Interviews nachzulesen:

“Es gibt immer noch viele Hindernisse, die Frauen im Weg stehen – strukturelle Hürden, die bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beginnen und sich bis hin zu geschlossenen Netzwerken auf Führungsebenen erstrecken.” Das sagt Ines Großkopf. Sie leitet die Öffentlichkeitsarbeit des Metavorhabens „Innovative Frauen im Fokus“ (meta-IFiF). Hier geht es zum Interview

Gründung ist eine Karriereoption! Das Projekt Women Entrepreneurs in Science (WES) an der Universität Wuppertal will Studentinnen darauf aufmerksam machen, dass Gründung eine reale Option für den weiteren Berufsweg ist – nur, so fasst es Hannah Jensen zusammen, das “haben viele Frauen oft nicht auf dem Schirm”. Der Link zum Interview folgt noch.

Im Innovationsranking liegen die nordischen Länder Dänemark, Finnland und Schweden, wie beim European Innovation Scoreboard, in den letzten Jahren konstant an der Spitze und: konstant vor Deutschland. Liegen diese Länder auch bei der Frauenförderung vor Deutschland? Zumindest gibt es einige Punkte, die Schweden besser macht, zumindest wenn es nach Ulrika Björkstén geht. Sie beobachtet als Wissenschaftsjournalistin und auch als Generalsekretärin der Organisation Vätenskap & Allmenhet (Wissenschaft & Gesellschaft) die unterschiedlichen Herangehensweisen von Deutschland und Schweden. Der Link zum Interview folgt noch.

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