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Mastodon – Twitter Alternative oder doch nur Hype?

Hypes wie Clubhouse, Diaspora und Co gibt es immer wieder – Ausnahmen wie TikTok schaffen auch den Durchbruch. Nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk suchen nun viele User*innen nach einem alternativen Kurznachrichtendienst. Das Netzwerk Mastodon hat deutsche Wurzeln und bietet einige Ähnlichkeiten, aber auch viele Unterschiede zu Twitter. Aber wie funktioniert Mastodon und ist es eine wirkliche Twitter-Alternative oder doch nur ein Hype?

#RIPTwitter

#RIPTwitter: Elon Musk antwortet mit Twitter-Grabstein-Meme.
Elon Musks Antwort zu dem trending Hashtag #RIPTwitter. Bild: Twitter.

#RIPTwitter: unter Elon Musk droht das Ende des geliebten Microbloggingdienstes vieler. Der Hashtag trendet auf Twitter zwei Wochen nach Elon Musks Übernahme des Kurznachrichtendiensts. Es gibt eine Schlagzeile nach der anderen um die Zukunft des Netzwerks. Einige prognostizieren das Ende von Twitter, andere tweeten Memes darüber. Musk hatte durch seine Änderungen viele Kündigungen hervorgerufen. Über die Hälfte des Unternehmens sind davon betroffen – auch die Führungsebene. Denn Musk habe sie vor ein Ultimatum gestellt: sich entweder für immense Überstunden zu verpflichten oder das Unternehmen zu verlassen. 

Auch Twitter selbst erfährt drastische Änderungen. Der Dienst steht nun unter dem Motto: Freie Meinungsäußerung. Auch blaue Haken, die früher zur Verifizierung dienten, kann sich nun jeder zu seinem Profil hinzufügen, natürlich im Abo-Modell. Selbst Accounts wie der, des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump oder Kayne Wests wurde wieder entsperrt. Dabei ist die Plattform eine wichtige Nachrichtenquelle und ein Austauschort für Politik und Journalismus. Eines ist dabei klar: Viele Nutzer*innen suchen nach einer Alternative zu dem Dienst und stoßen dabei schnell auf Mastodon.

Tröten statt Tweeten

Aber was ist überhaupt Mastodon? Der vom deutschen Entwickler Eugen Rochko gegründete Open-Source-Software Mirkobloggingdienst ist vom grundlegenden Aufbau ziemlich ähnlich zu Twitter. Dort können Nutzer*innen kurze Beiträge mit Text, Bildern, Videos und Umfragen posten und auch die Posts anderer teilen sowie favorisieren. Anders als bei Twitter veröffentlicht man aber keine „Tweets“ sondern ein „Tröt“ mit bis zu 500 Zeichen. Den anderen Nutzern können natürlich auch antworten und Direktnachrichten geschickt werden. Anders als bei anderen Sozialen Netzwerken mit komplizierten Algorithmen ist Mastodons Timeline stets chronologisch. 

Was unterscheidet dann Mastodon und Twitter?

Mastodon ist im Gegensatz zu Twitter dezentral. Das bedeutet, dass Mastodon aus vielen verschiedenen Servern zusammengeschlossen ist. Dort gibt es je nach Interessengebieten verschiedene Server, welche dann auch als eigene thematische Instanz agieren. Das lässt sich auch schon bei der Anmeldung sehen, wo man sich bei einem dieser Server registrieren muss. Dabei sollte beachtet werden, auf welchem Server man sich registriert: einige haben bestimmte Ausrichtung und dadurch eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Themen wie Rassismus, Sexismus sowie Transphobie oder sonstige administrative Vorgaben. Aber nicht jeder Server ist frei zugänglich, für einige braucht man eine Einladung. 

Auch die Nutzung betrifft die Dezentralität des Dienstes, da diese auf den ersten Blick nicht so intuitiv ist wie die von Twitter und damit auch bei einigen für Verwirrung sorgt, beispielsweise wenn man andere User*innen sucht. Denn neben den Nutzernamen muss auch der Server, auf dem man registriert ist, gesucht werden. Das ergibt sich aus der dezentralen Natur. Das sollte dann so aussehen: „@username@server“. Dadurch ergibt sich auf dem Server auch der Nachrichten-Stream im „Lokal“-Reiter“, wo nur die “lokalen” Tröts auftauchen.

Die Dezentralität bietet natürlich auch viele Vorteile, zum Beispiel, dass Mastodon nicht zentral kontrolliert wird und damit auch werbefrei sein kann. Auch eine Übernahme durch Menschen wie Elon Musk ist dadurch ausgeschlossen. Denn Mastodon wird durch Spenden von Organisationen und Privatpersonen finanziert und ist damit auch nicht profitorientiert. Ganz im Gegenteil: Mastodon ist seit 2021 sogar als gemeinnützige GmbH eingetragen. Sogar der Quellcode ist frei verfügbar auf GitHub.

Mastodon als Teil des Fediverse

Mastodon sieht sich als Teil des “Fediverse”, ein Netzwerk aus verschiedenen Social-Media-Plattformen. Fediverse stellt sich aus den Wörtern „Federation“ und „Universe“ zusammen. Dadurch kann man mit seinem Mastodon Account mit Nutzern ähnlicher Dienste in Verbindung treten. Es stellt im Prinzip eine Art vernetzter Sozialer Netzwerke dar. Im Fediverse wird nicht nur die Twitter-Alternative Mastodon betrieben, sondern auch Alternativen zu Youtube (Peertube), Instagram (Pixelfed), diverses, das an Facebook erinnert, teilweise aber thematischen Zuschnitt hat (BookWyrm) oder Soundcloud (Funkwhale). All diese Dienste sind eigenständig, wollen aber miteinander kompatibel sein.

Alternative oder Hype?

Mastodon User*innen 2022. Quelle @mastodonusercount@bitcoinhackers.org, Grafik: Elisabeth Seiler.

Doch kann Mastodon mit dem schnellen Zuwachs mithalten? Denn auch solche Plattformen sollten organisch wachsen, nicht erzwungen. Innerhalb der letzten Wochen sind laut dem Gründer Eugen Rochko mehr als eine Millionen Nutzer auf der Plattform aktiv, die Hälfte dieser Nutzer seien erst nach dem 27. Oktober dazugekommen. Damit hat die neue Twitter-Alternative auch zu kämpfen. Denn viele Server waren in der letzten Woche „voll“. Deshalb konnte man sich nicht auf den eigentlich öffentlichen Servern registrieren. Immerhin kann der eigene Account später immer wieder auf einen anderen Server umgezogen werden, ohne Follower oder sonstiges zu verlieren.

Doch ein soziales Netzwerk ist mehr als nur die Technologie, auf der es aufbaut. Es geht auch um die Community und die Erfahrungen der Nutzerinnen und Nutzer. Für einige kann Mastodon durchaus eine Alternative zu Twitter darstellen, vor allem wenn diese aktiv einer Instanz angehören und sich dort auch einfinden. Trotzdem nutzen viele die beiden Dienste noch parallel, weswegen ein kompletter Umstieg unwahrscheinlich ist. Deswegen bleibt noch offen, ob Mastodon Twitter wirklich alleinig ersetzen wird.

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Elisabeth Seiler

Elisabeth Seiler

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