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„Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung“ – Das Nürnberger Christkind im Interview 

Teresa Windschall ist das Nürnberger Christkind 2021/2022. Im November 2021 wurde die gebürtige Nürnbergerin von einer Jury für eine zweijährige Amtszeit gewählt. Derzeit macht die 18-Jährige ein freiwilliges soziales Jahr am Nürnberger Klinikum. Für die Weihnachtszeit legt sie dafür eine Pause ein. Im Interview mit der Redaktion spricht sie unter anderem über das Auswahlverfahren zum Christkind und ihren bisherigen Erfahrungen. 

“Ihr Herrn und Frau’n, die Ihr einst Kinder wart, seid es heut’ wieder, freut Euch in ihrer Art! Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein.“ Mit diesen Worten des traditionellen Prologs hat das Nürnberger Christkind Teresa Windschall den Nürnberger Christkindlesmarkt 2022 eröffnet, der aufgrund der Pandemie zwei Jahre lang ausgefallen ist. 

Wie war es für dich, nach der Zwangspause vom letzten Jahr, den Christkindlesmarkt mit dem Prolog zu eröffnen?

Teresa: Ich habe nicht unbedingt ein Jahr ausgesetzt, ich habe im letzten Jahr trotzdem 80 Termine wahrgenommen. Ich war unter anderem im Fernsehen und in sozialen Einrichtungen – nur die öffentlichen Auftritte haben gefehlt. Es ist etwas ganz anderes, wenn man die Menschen wieder umarmen kann und natürlich, dass ich den Prolog halten durfte. Das war schon eine Besonderheit für mich! 

Das Nürnberger Christkind im Interview mit der Redaktion. Foto: Ronja Dörr

Der Prolog wurde bis 1966 mehrmals angepasst. Seitdem gibt es keine inhaltlichen Anpassungen mehr. Ist es an der Zeit für Veränderungen?

Teresa: Um ehrlich zu sein, nein. Ich finde, es ist eine schöne Tradition. Wenn man den Prolog erzählt, hören einem alle gespannt zu, egal ob Kinder oder ältere Menschen. Der Prolog weckt bei den Menschen unterschiedlichste Erinnerungen, das finde ich besonders schön daran. Viele kommen seit Jahren jedes Jahr aufs neue zur Eröffnung des Christkindlesmarktes und finden es toll sich zu erinnern. Ich war kürzlich im Demenz-Zentrum. Dort konnte sich ein Mann an die letzte Strophe vom Prolog erinnern. Das war für mich persönlich sehr ergreifend. Deswegen finde ich, dass der Prolog nicht verändert werden sollte. 

Wie lange brauchst du denn täglich in der Maske? 

Teresa: Ich mache mich jeden Morgen selbst fertig. Meistens stehe ich 45 Minuten bevor ich abgeholt werde auf. Nur bei größeren Auftritten, wie dem Fernsehen und der Eröffnung des Marktes, gehe ich in die Maske. 

Was hat dich dazu bewegt, dich als Christkind zu bewerben?

Teresa: Das waren ganz unterschiedliche Dinge. Ich wollte schon seitdem ich klein war Christkind werden. Bereits als kleines Kind war ich im Sternenhaus und in der Märchenstunde. Über die Jahre denkt man mal mehr und mal weniger daran. Im entscheidenden Moment hatte ich meine Bewerbung und mein Motivationsschreiben bereits geschrieben und habe dann aber gezweifelt, ob ich die Bewerbung abschicken soll. Im Sommer habe ich das Abitur gemacht und letztendlich durch meine Amtszeit anderthalb Monate in der Schule gefehlt. Das war schon anstrengend, aber ich habe keine Minute davon bereut. 

Die Jury setzt sich aus Vertreter*innen der Medien, des Staatstheaters Nürnberg, des Marktamts, des Amts für Kommunikation und Stadtmarketing, der Congress- und Tourismus-Zentrale und dem Vorjahres-Christkind zusammen. Wie läuft das Bewerbungsverfahren ab? 

Teresa: Es wurden zwölf Kandidatinnen von einer Jury ausgewählt. Diese Gruppe wurde dann der Stadt vorgestellt und in den Lokalzeitungen veröffentlicht. Anschließend konnten alle Bürger -egal woher man kommt- abstimmen. Das Sammeln der Stimmen war gar nicht so einfach, aber es hat funktioniert und ich bin unter die letzten sechs Kandidatinnen gekommen. Diese dürfen dann vor der Jury vorsprechen. Man trägt ein selbst ausgewähltes Gedicht und den Prolog, der zu diesem Zeitpunkt noch abgelesen werden darf, vor. Zusätzlich muss man noch spontan Fragen beantworten. Abschließend entscheidet sich die Jury mit dem Christkind aus dem vorherigen Jahr für ein neues Christkind. 

Auch bei schlechtem Wetter begrüßt das Nürnberger Christkind 
die Menschen auf dem Christkindlesmarkt. Foto: Ronja Dörr

Wie wirst du in diesem Jahr dein eigenes Weihnachtsfest verbringen? 

Teresa: Das weiß ich tatsächlich noch gar nicht so genau. Meine Amtszeit ist mit dem 24. Dezember gegen 17 oder 18 Uhr zu Ende. Das bedeutet, ich arbeite auch am 24. Dezember noch. Ich denke, ich werde dann mit meinen Eltern und mit meiner Familie Raclette essen und gemeinsam Spiele spielen und natürlich Geschenke auspacken. 

Darfst du in den nächsten zwei Jahren nach Amerika und dort den Prolog aufsagen? 

Teresa: Ja, das stimmt. In den nächsten zwei Jahren besuche ich verschiedene Partnerstädte. Man ist sozusagen das Auslandschristkind. Man besucht in den USA beispielsweise Philadelphia und Baltimore. Manchmal ist auch Atlanta mit dabei. 

Was war das schönste, was du bisher als Christkind erlebt hast? 

Teresa: Das ist wirklich schwierig, weil es so viele emotionale Momente waren. Klar, der Prolog war eines meiner absoluten Highlights. Aber das schönste sind die Momente, die ich mit den Menschen zusammen erlebe. 

Über den Autor

Anna Wintermayr

Anna Wintermayr

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